«Irrland» von Margrit Sprecher

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Reportagen ohne Verfalldatum: Margrit Sprecher macht in «Irrland» Grossmäuler kleinlaut und holt Sünder in die Gesellschaft zurück. Margrit Sprecher rettet der Reportage ihren Platz in der Literaturgeschichte. Zurecht nennt Thomas Hürlimann sie die «Königin der Reportage». Sie macht aus der Reportage Dichtung, obwohl sie die Nähe zur Literatur überhaupt nicht sucht, im Gegenteil: Margrit Sprecher hält sich streng an die Mittel des Journalismus, an Fakten und sprachliche Klarheit. Aber sie geht dorthin, wo es weh tut, greift Stoffe auf, bei denen es sich die Kollegen gerne zu leicht machen. Sie konfrontiert uns mit vergessenen Schandflecken, macht Grossmäuler kleinlaut und holt Sünder in die Gesellschaft zurück. In ihrem neuen Band «Irrland» schreibt Margrit Sprecher über Menschen in Amerikas Todestrakten oder über das Freiluft-Gefängnis Gaza, über den Sterbehelfer Ludwig A. Minelli oder den Sammelkläger Ed Fagan, über Irland vor und nach der Finanzkrise, über den Trendforscher Matthias Horx, der mit der Zukunft Geschäfte macht, oder über die Mussolini-Enkelinnen, die vom neuen Hype um den Duce profitieren wollen. Ihre versammelten Geschichten aus zwei Jahrzehnten sind ohne Kunstzwang geschrieben und doch allesamt aktuell geblieben: Reportagen ohne Verfalldatum. Texte, die nicht altern, nennt man Literatur. Insofern ist Margrit Sprecher eine der wichtigsten literarischen Stimmen der Schweiz. Buchhinweis: Margrit Sprecher, Irrland. Reportagen, Verlag Dörlemann, 2020.

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