«Kalmann» von Joachim B. Schmidt
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Als der Titelheld Kalmann, ein isländischer «Forrest Gump», im hohen Norden auf eine Blutlache im Schnee stösst, überstürzen sich die Ereignisse. Joachim B. Schmidt gelingt das liebenswürdige Porträt eines Aussenseiters; gleichzeitig rückt der Schweizer ein Dorf am Rande der Welt in den Fokus. Raufarhöven, der Handlungsort im neuen Roman von Joachim B. Schmidt, existiert tatsächlich: das Fischerdorf liegt nur zwei Kilometer vom Polarkreis entfernt, zählt noch rund 160 Einwohner; das Klima ist arktisch und im Dezember zeigt sich die Sonne überhaupt nie. Hier hat sich Romanheld Kalmann selber zum Sheriff ernannt; täglich streift er über die weiten Ebenen, jagt Polarfüchse oder Haifische. In der Seele ist er ein Kind geblieben: «Man vermutete, dass die Räder in meinem Kopf rückwärtslaufen.» Es ist die grosse literarische Leistung des Autors, dass er uns diese vergessene Welt konsequent und glaubwürdig aus der naiven Perspektive dieses Kalmanns präsentiert. Und man staunt, dass diese durch und durch isländische Geschichte von einem Bündner Bauernsohn geschrieben worden ist. Joachim B. Schmidt lebt seit 2007 in Reykjavik; als Reiseleiter hat er mittlerweile jede Ecke dieser Insel kennengelernt, – so auch Raufarhöven. Er weiss um die bedrohte Existenz der Einheimischen: Die Jungen wandern ab, Schulen schliessen und für den Fischfang gibt es Fangquoten, die sich clevere Unternehmer rechtzeitig sichern. Im Gespräch mit Luzia Stettler erzählt Schmidt von seinen Erfahrungen und begründet, warum er diesen Menschen ein literarisches Denkmal setzen wollte. Buchhinweis: Joachim B. Schmidt. Kalmann. Diogenes Verlag, 2020.