#155 Der Tag, an dem... Hermann Göring Emmy Sonnemann heiratete
Der Tag, an dem... - Een podcast door Hamburger Morgenpost - Das Podcast-Team
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Sie liebte das höfische Leben, hatte Löwenbabys als Haustiere und ließ sich von ihren Angestellten mit "Hohe Dame" ansprechen. Sie, die drittklassige Schauspielerin aus Hamburg, genoss die größte Rolle ihres Lebens sichtlich: Emmy Göring. Sie war die Braut des Bösen im Dritten Reich. Es ist die Hochzeit des Jahres, als sich Emmy und Hermann Göring am 10. April 1935 das Jawort geben. Die Trauung findet im Berliner Dom statt mit riesigem Pomp und großem Tamtam. Trauzeuge ist Diktator Adolf Hitler. Unter den Gästen auch Hamburgs Bürgermeister Carl Vincent Krogmann. Er habe ein "wertvolles Stück Hamburg enteignet", soll Krogmann Göring im Spaß vorgeworfen und eine Kompensation in Gestalt von preußischen Gebieten gefordert haben ... Geboren wird Emmy Sonnemann am 24. März 1893 als jüngstes von fünf Kindern. Ihren Vater, den Schokoladenfabrikanten Johann Heinrich Sonnemann, nennt sie rückblickend den "Milchschokoladenkönig", der sie mit Ostereiern schon verwöhnte, als sie noch nicht mal wusste, was Ostern ist. Sie ist erst 17, als sie am Hamburger Stadttheater ihr erstes Engagement erhält. Später arbeitet sie in München, Wien und Stuttgart, geht 1924 zum Nationaltheater nach Weimar, wo sie romantische Heldinnen verkörpert. Schauspielkollege Veit Harlan (er drehte später den NS-Propaganda-Film "Jud Süß") erinnert sich, Emmy habe ein "gutherziges, immer hilfsbereites Wesen" gehabt. Im Weimarer "Kaiser Café" lernt sie 1932 Göring kennen. Er, das Flieger-As des Ersten Weltkriegs, ist inzwischen die rechte Hand von Adolf Hitler, der sich anschickt, die Macht an sich zu reißen. Göring umwirbt die blonde Frau formvollendet, springt für sie sogar auf einen fahrenden Zug. 1934 ernennt er sie zur preußischen Staatsschauspielerin und holt sie nach Berlin. Emmy muss an seiner Seite einiges erdulden, denn Göring verehrt geradezu krankhaft seine 1931 verstorbene schwedische Frau Carin, um die er einen regelrechten Kult betreibt. In der gemeinsamen Wohnung in Berlin gibt es ein Zimmer, das nur er betreten darf - das Carin-Zimmer. Kein Zufall auch, dass Göring das Jagdschloss in der Schorfheide, das er 1933 erwirbt, "Carinhall" nennt. Weil Diktator Hitler offiziell Single ist und seine Geliebte Eva Braun vor der Öffentlichkeit geheim hält, fungiert Emmy Göring als "First Lady des Dritten Reiches". Über sie abfällig zu reden ist gefährlich, wie die Opernsängerin Helene von Weinmann feststellen muss: Eine "Angeberin!" soll sie Emmy genannt und gesagt haben: "Ich kannte sie schon, als sie für 2,50 Mark und eine Tasse Kaffee zu haben war." Nach dieser Bemerkung wird sie misshandelt, inhaftiert und erst 1943 schwer krank entlassen. 1945 ist es für Emmy mit dem Leben in Prunk vorbei. Als die Rote Armee vor der Tür steht, wird Carinhall gesprengt, Familie Göring flieht nach Österreich. Hermann Göring kommt 1946 in Nürnberg seiner Hinrichtung zuvor, indem er auf eine Kapsel Zyankali beißt. Weil Emmy Göring schuldig gesprochen wird, eine aktive Nationalsozialistin gewesen zu sein, wird ein großer Teil des Vermögens eingezogen. Immerhin: Görings Yacht "Carin II" und "Min Lütten", ein Anwesen in Wenningstedt (Sylt), erhält sie später zurück. 1968 veröffentlicht Emmy Göring ihre Memoiren: Darin behauptet sie, ihr Mann sei kein Verbrecher gewesen, sondern ein gütiger Feingeist, der nur das Beste wollte. Dass er die Gestapo gründete und mitverantwortlich für die "Endlösung der Judenfrage" war, blendet sie völlig aus. Emmy Göring stirbt am 8. Juni 1973 in München an Krebs. Bis zuletzt wird sie von ihrer Tochter Edda gepflegt, die 2015 von sich reden macht, als sie den Freistaat Bayern für das enteignete Erbe ihres Vaters um eine Entschädigung bittet. Ihre Petition wird vom Landtag abgewiesen.