,,Außerirdische Literatur”: Das Weltall war früher der Ort der Freiheiten

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Das Weltall und besonders der Mond waren in der Literatur des 17. Jahrhunderts der Ort, wo man mehr lernte, freier dachte und jeder frei publizieren konnte. Auf der Erde herrschten zu der Zeit strenge Dogmen. Erst ab den 1960er Jahren kehrte mit den ersten echten Raumfahrten Ernüchterung ein. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hat der deutsche Astronom Johannes Kepler begonnen zu beweisen, dass die Erde sich um die Sonne dreht. ,,Er ist derjenige, der erkannt hat, dass man dafür auf den Mond gehen muss”, sagt Philipp Theisson, Literaturprofessor in Zürich und Verfasser der „Einführung in die außerirdische Literatur“. Dafür habe Kepler die Traumerzählung ,,Somnium”, auch bekannt als „Der Traum vom Mond“, geschrieben, in der er eine Menschenseele von einem Dämon auf den Mond entführen lässt. ,,Man lernt eigentlich im All immer mehr, als man auf der Erde lernen kann, weil auf der Erde damals bestimmte Dogmen bestehen, die Freigeister im All umgehen können”, erklärt Theisson. Von der Erde verbannte Theorien durften demnach auf dem Mond publizieren werden und Ketzer dort ihre Lehren vortragen. Das finde man in der Literatur zum Beispiel auch beim Schriftsteller Cyrano de Bergerac wieder. Mit den ersten Reisen ins Weltall sei dann jedoch Ernüchterung eingetreten. ,,Dass der Weltraum erst mal kalt und unwirtlich ist und der Weg zum Mond keine lustige Reise ist”, sagt er, “das wusste man schon”. Aber dass dort im All auch wirklich nichts ist, man einsam sei, zum Beispiel auf dem Mars keine Fremden, bewohnten Dschungel und Abenteuer warten - das war die große Ernüchterung der Literatur in den 1960er Jahren.

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