Dokument der Holocaustleugnung – Prof. Hajo Funke zur Erstveröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher

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Die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher durch die Zeitschrift „Stern“ war ein Skandal. Autor der mehr als 60 Bände war der Kunstfälscher und Militaria-Händler Konrad Kujau. „Der Stern“ hält die Dokumente bis heute unter Verschluss. Jetzt sind die fiktiven Tagebücher aber erstmals öffentlich gemacht worden. Skandalöse Dokumente der Holocaustleugnung, sagt Prof. Hajo Funke, der die Ausgabe kommentiert hat. Heute, fast 40 Jahre später nach dem Skandal um die gefälschten Hitlertagebücher hat der NDR erstmals die kompletten fiktiven Tagebücher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zusammengefügt aus digitalisierten Kopien der Originale-Bände, die in verschiedenen Nachlässen vorhanden waren. Der Text ist versehen mit einem wissenschaftlichen Kommentar der Historikerin Heike Görtemaker und des Politikwissenschaftlers Hajo Funke, der darin ein erschütterndes Dokument der Holocaustleugnung sieht. Kujas Hitler ist besonnener Staatsmann Konrad Kuja bewegte sich in rechtsextremen und neonazisitischen Kreisen, schrieb die Tagebücher, weil er wie Hitler schreiben konnte, dabei aber wenig historisches Material zu Rate, berichtet Hajo Funke. Neben den Banalitäten des Alltags erschüttert vor allem die Verharmlosung Hitlers und des Holocausts. Der fiktive Hitler sei, so Funke, in den Tagebüchern entschiedener Staatsmann, freundlich und besonnen, der Deutschland groß machen will. Zwar will er den Juden ein eigenes Territorium im Osten zuweisen, von Vernichtung ist aber explizit nicht die Rede. Markanter Fall der Verharmlosung Dass diese Verharmlosung von einer Zeitschrift wie dem „Stern“ und dem Verleger Henry Nannen gestützt wurde, ist der eigentliche Skandal, sagt Hajo Funke. Die Tagebücher seien Quellen für eine unglaubliche, irritierende und schamlose Leugnung der Geschichte des Nationalsozialismus. Und das in einer Zeit, in der die bundesdeutsche Gesellschaft gerade der erst der Konfrontation mit dieser Geschichte stellt. Die Vermutung von Hajo Funke: Ein Teil der Gesellschaft war für diese Erzählungen sehr empfänglich.

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