„Glückwunsch“: Wie sprechen über Abtreibungen?

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Erzählungen von Abtreibungen, über den Abbruch einer Schwangerschaft – das gibt es bislang kaum in der deutschsprachigen Literatur. Mit ihrem Erzählband wollen Charlotte Gneuß und Laura Weber eine Sprache finden für einen alltäglichen, aber tabuisierten Eingriff. Nüchtern und präzise oder eindrücklich, persönlich oder politisch: Ganz egal wie, das Thema Abtreibung gehört in die Literatur, davon sind die Herausgeberinnen Charlotte Gneuß und Laura Weber überzeugt. Fünfzehn Geschichten versammeln sie im Band „Glückwunsch“, darunter auch bekannte und gefeierte Autorinnen und Autoren wie Monika Helfer, Theresia Enzensberger, Daniel Schreiber oder Lena Gorelik. Denn trotz rund 100.000 Abtreibungen pro Jahr allein in Deutschland scheinen wir ‚darüber‘ nur mit verschämtem oder juristischem Vokabular sprechen zu können. Die Erzählungen nähern sich dem eigentlichen Abbruch meist über Umwege: Aus der Perspektive von Freundinnen und Freunden, Partnern, Kindern. Und wenn die Schwangeren – oder schon nicht mehr Schwangeren – selbst berichten, dann spielen meist auch die Verhältnisse, unter denen potenzielle Kinder gezeugt wurden oder leben würden, eine Rolle. Auch deshalb sind die Erzählungen weder Wohlfühl- noch Horrorgeschichten, sondern schildern immer die konkreten Umstände der Entscheidung. Das gelingt einigen Autorinnen und Autoren besser als anderen, aber alle Erzählungen zeigen Möglichkeiten auf, endlich eine Sprache für den Abbruch einer Schwangerschaft zu finden.

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