„Hitler-Fake“: ARD-Doku erzählt die Geschichte einer Jahrhundertfälschung

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Vor 40 Jahren stellte der Stern die gefälschten Hitler-Tagbücher vor. Regisseur Christian Bock arbeitet den Medienskandal jetzt im Rahmen einer Doku-Serie auf. Und hat dafür sogar den maßgeblich beteiligten Stern-Reporter Gerd Heidemann vor die Kamera bekommen. Helmut Dietl hat eine Komödie daraus gemacht: „Schtonk“. Die Filmsatire prägt die Wahrnehmung der gefälschten Hitler-Tagebücher noch heute. Und auch Christian Bock ist der Überzeugung, um das komödiantische Moment, das in diesem Medienskandal stecke, komme man nicht herum. Ihm ist es dennoch ernst mit dem Fall. Vor allem sei er daran interessiert gewesen, den Skandal in die „damalige Zeitgeschichte“ einzubetten, sagt er im Interview mit SWR2: „Warum fand man Hitler privat eigentlich interessant? Wer hat diesen ganzen Hitler-Kram eigentlich gesammelt und warum? Und vor allen Dingen: Was ist davon heute noch übrig?“ Mittlerweile ist bekannt, dass die Tagebücher ein Bild von Hitlers vermitteln, das ihn in vielen Hinsichten entschuldet. Das wirft natürlich ein politisch fragwürdiges Licht auf die Journalisten (in dem Fall wirklich nur Männer), die an die Echtheit der Aufzeichnungen unbedingt glauben wollten. Eine rechte oder revanchistische Gesinnung sieht Bock aber zumindest bei Gerd Heidemann nicht. Der Reporter, mittlerweile über 90 Jahre alt, der die Veröffentlichung der Tagebücher maßgeblich vorangetrieben hatte, sei eher durch „Eitelkeit“ und „Geld“ verblendet gewesen, so Bock. „Die Inhalte, die kamen dann doch eher später.“ Auch die Zusammensetzung der Redaktion habe wahrscheinlich dazu geführt, dass die Fälschungen veröffentlicht wurden, meint Bock außerdem: Eine reine Männerrunde, eine Ingroup, die Kritik von außen kaum zugelassen habe. „Hätte es mehr Frauen in verantwortlichen Positionen gegeben damals“, spekuliert der Regisseur, „hätten sie diese Boy-Groups aufgesprengt und ich bin mir sicher, dann hätte man dieses ganze Männergehabe viel kritischer hinterfragt.“

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