Mehr „good news“ bitte! Mit konstruktivem Journalismus durch Krisen

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Das unter Journalistinnen und Journalisten verbreite Motto „Only bad news are good news“ gilt heute nicht mehr. „Im Zeitalter der Digitalisierung zählen andere Erfolgsfaktoren“, sagt Ellen Heinrichs von Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog. Vertrauen, Seriosität und eben: Konstruktivität. Die Medienbranche muss umdenken, denn ein konstruktiver Journalismus wirkt auch daran mit, wie eine Gesellschaft Wege aus Krisen findet. Natürlich ist es immer noch so, dass schlechte Nachrichten eine große Reichweite erzielen, weil Menschen wissen wollen, wenn etwas Schlimmes passiert ist und sich informieren wollen. Aber, so Ellen Heinrichs: „Im Zeitalter der Digitalisierung da gilt dies einfach nicht mehr. Da zählen andere Erfolgsfaktoren viel mehr: wie sehr vertrauen Menschen einem Medium. Wie oft kommen sie wieder, wie lange bleiben sie auf einer Seite, um sich zu informieren. In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass Menschen sehr interessiert sind an Nachrichten über Dinge, die funktionieren, über Innovationen, über Lösungen für gesellschaftlich wichtige Probleme. Insofern lernt die Medienbranche gerade umzudenken.“ Plädoyer für das „Sowohl als auch“ Journalisten würden sehr stark zum binären Denken neigen, meint Heinrichs. Dagegen appelliert der konstruktive Journalismus an das „Sowohl als auch“. Es gehe darum, die Welt mit beiden Augen zu sehen. Womit nicht gemeint ist, dass Probleme ausgeblendet werden sollen. Es sollte aber auch nicht ausgeblendet werden, was bereits getan wird, wo bereits an Lösungen gearbeitet wird. „Im Grunde mehr Objektivität in der Berichterstattung, indem man sich nicht einseitig auf das Negative fokussiert“, sagt Ellen Heinrichs Journalismus für eine resiliente Gesellschaft Konstruktiver Journalismus bewirke viel in den Köpfen der Menschen. „Wir wissen, dass ein einseitiger Fokus auf Probleme, auf Krieg, Krisen und Katastrophen bewirken kann, dass Menschen in einen Zustand der „erlernten Hilflosigkeit“ gleiten.“ Journalistinnen und Journalisten sollten sich der Wirkung ihrer Berichterstattung deshalb auch sehr bewusst ein. Die Berichterstattung habe Einfluss auf die psychische Befindlichkeit von Menschen. Auch auf die Fähigkeit, auf Krisen stabil zu reagieren. „Wir brauchen eine Öffentlichkeit – gerade bei der Klimakrise –, die eben nicht bereits im Zustand dieser Hilflosigkeit verharrt, sondern noch kreativ und tatkräftig ist und bereit, die Probleme, die wir haben, anzugehen.“

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