Popexperte Jens Balzer über Pink-Floyd Mitbegründer Roger Waters: Ein Fall von Alters-Starrsinn

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Im Streit um die Tour des Pink-Floyd Mitbegründer Roger Waters und die gegen ihn erhobenen Antisemitismus-Vorwürfe, sei es nicht einfach Kritik zu äußern, so der Popexperte Jens Balzer in SWR2. Mit dieser Kritik ermögliche man Waters in die Rolle des Opfers zu schlüpfen. Dabei liege bei Waters eindeutig ein Fall von Alters-Starrsinn vor Die Auftritte Rogers in verschiedenen deutschen Städten zu verbieten, sei ihm von Anfang an als „nicht klug“ erschienen, betonte Balzer. Und zwar weil es absehbar gewesen sei, dass man damit vor dem Verwaltungsgericht nicht durchkommen würde. „Und so konnte Rogers triumphieren“. Bei Waters liege eine Art Gemengelage vor, analysierte Balzer. Bei dem Musiker und seiner Unterstützung des BDS gehe berechtigte Kritik an der Politik des Staates Israel einher mit alten antisemitischen Topoi. Da sei Israel die Siedlerkolonie, der Frontstaat des alten, amerikanischen Imperialismus. Roger Waters habe im Alter Alters-Starrsinn entwickelt, bei dem er sich auf bestimmte politische Themen versteife, so Jens Balzer im Gespräch mit SWR2. So sei der 79-jährige Musiker gleichzeitig ein großer Anhänger Wladimir Putins und ein scharfer Kritiker der angeblichen Nato-Aggression. „Es gibt eine ganz Reihe von zweifelhaften, politischen Ansichten bei Waters; die gab es bei Pink Floyd in den 1970er nicht.“ Grundsätzlich sei Popmusik immer Ausdruck marginalisierter Gruppen und werde das auch bleiben, so Balzer. Allerdings gingen die Ansichten darüber, wer die „echten Marginalisierten“ sind und wer Solidarität verdient und wer nicht zu Zeit sehr weit auseinander. „Wir haben in der Popmusik dieselbe Situation wie in der Politik: Es ist absolut schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu sagen, wer die Guten und wer die Bösen sind.“

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